Samnaun: Wandern, wo früher geschmuggelt wurde
Im Zollfreiparadies Samnaun lässt es sich nicht nur shoppen, sondern auf alten Schmugglerpfaden in die Vergangenheit eintauchen.
Insbesondere nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs spielte sich rund um Samnaun im Engadin Illegales ab. Auf schmalen und steilen Pfaden machten sich Schmuggler auf nach Ischgl im Tirol und riskierten dabei ihr Leben.
In ihren schwer beladenen Rucksäcken hatten sie unter anderem Alkohol, Tabakwaren, den Süssstoff Saccharin oder Schokolade.
Ein österreichisches Geschwisterchen
Einer, der sich mit der Schmugglergeschichte rund um Samnaun bestens auskennt, ist Dorf- und Museumsführer Arno Jäger. Und er hat spannendes zu erzählen. Zum Beispiel, dass auch Nylonstrümpfe äusserst gerne aus der Schweiz nach Österreich geschmuggelt wurden.
Dies, weil der Stoff wegen des Krieges rationiert war, da er etwa für Zelte oder Schiffssegel gebraucht wurde.
Und natürlich drehte sich viel um Fleisch, das schon damals in Österreich um einiges günstiger zu haben war. «Es wurde aber nicht etwa kiloweise Fleisch reingeschmuggelt, sondern lebende Tiere», so Jäger.
In Samnaun hätten Geissen und Schafe damals erstaunlicherweise fast immer Drillinge gehabt, sagt er und lacht. «Wenn es zwei Gitzis gab, kam in der Regel noch ein österreichisches Geschwisterchen dazu.»
Wandern statt schmuggeln
Heute trifft man aber keine dubiosen Gestalten mehr auf den ehemaligen Säumer- und Schmugglerwegen in Samnaun. Vielmehr lässt es sich auf ihnen wunderbar wandern. So gibt es gleich zwei Möglichkeiten, um zu Fuss von Samnaun nach Ischgl zu gelangen.
Bei der einen Tour führt die Route übers Zeblasjoch, Salaaser Kopf und die Idalp nach Ischgl. Wer diese Wanderung an einem Tag machen will, muss sich wegen der Fahrzeiten der Luftseilbahnen sputen. Daher empfiehlt es sich, über Nacht in Ischgl zu bleiben.
Bei der verkürzten Version der Tour begibt man sich mit der Luftseilbahn nach oben. Dort macht man sich dann auf dem Gratwanderweg vom Alp Trider Sattel auf in Richtung Idjoch und Idalp.
«Alles inklusive» mit der Gästekarte
Die Wanderungen auf den Schmugglerpfaden sind nur zwei von vielen Sommerhighlights der Destination Samnaun. Es gibt auch den gemütlichen Märchenweg mit Murmina und Murmin für Familien. Oder die höchste Wanderung der Alpen auf den Samnauner Hausberg Muttler (3296 Meter über Meer).
Dazu kommen rund 80 Kilometer Mountainbike-Trails, die Samnaun mit den Nachbartälern im Paznaun und dem Engadin verbinden. Und dank des Kletterparks auf der Alp Trida, einer Holzkugelbahn oder der Discgolf-Anlage kommen auch Kinder nicht zu kurz.
Dank der Gästekarte «Alles inklusive» profitieren die Gäste im Sommer bereits ab der ersten Übernachtung von zahlreichen kostenlosen Leistungen. Etwa der Nutzung der Bergbahnen bis Ischgl, dem Eintritt ins Alpenquell Erlebnisbad oder der Teilnahme an geführten Wanderungen. Die öffentlichen Busse im Samnauntal sind grundsätzlich kostenlos nutzbar.
Zollfrei einkaufen
Und selbst wer Wandern mit Shoppen verbinden will, ist in Samnaun richtig. Denn seit 1892 ist die Destination das einzige Zollfreiparadies der Schweiz.
Mit der Gründung des modernen Bundesstaates 1848 wurde die Landesgrenze als Zollgrenze definiert. Da Samnaun nur über Österreich erreichbar war, mussten die Einheimischen für alle Waren an der Grenze Zoll zahlen. Mit der Eröffnung der Samnaunerstrasse im Jahr 1912 fiel dieser Nachteil weg, Samnaun blieb aber weiterhin zollfrei.
Heute gibt es rund 40 Dutyfree-Shops, in denen von Spirituosen über Kosmetika bis hin zu Sportartikeln praktisch alles verkauft wird.
