Ein Stern fürs Klima: Nachhaltige Familienferien im Tirol

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Am 02.10.2024 - 11:15

Der Tiroler Hotelier René Föger bringt seinen Gästen spielerisch bei, wie man nachhaltige Ferien macht. Zum Beispiel mit Sternesammeln.

Hotel Stern Tirol
Das Hotel Stern von René Föger ist vor allem bei Familien sehr beliebt. Dank des Pools nun vermehrt auch in der Zwischensaison. - zVg/Hotel Stern

Zwei Mädchen haben sich grosse Schwimmbrillen aufgesetzt und tauchen im Pool um die Wette. Der Vater döst auf der Liege und hat sich ein Handtuch über den Kopf gelegt. Abtauchen oder Abschalten – jeder nutzt das Öko-Hallenbad im Hotel Stern auf dem Mieminger Plateau (Tirol) auf seine Weise.

Volltreffer, muss sich Hotelchef René Föger eigentlich denken. Er hat den Pool vor drei Jahren gebaut und kann an den Zahlen ablesen, dass sich die Investition gelohnt hat. Doch die Rechnung ist aus Sicht von Föger nicht ganz so einfach.

Er hat viele Jahre mit sich gerungen, ob er das Schwimmbad wirklich realisieren soll. Und noch heute sagt er provozierend: «Der Pool ist eine ökologische Wildsau.»

Fokus auf Familien

Wer den Hotelier verstehen will, muss mit ihm über Fleisch- und Getränkekonsum reden, über Wasserverbrauch, Artenvielfalt und heimische Kartoffeln. Eigentlich über alles, was Einfluss auf die Ökobilanz des Hotels hat. Denn Föger denkt nicht wie andere Hoteliers nur an die Geldscheine, damit er genügend verdient und neue Investitionen tätigen kann.

Die Haltung Fögers lässt sich sehr gut am Beispiel des Pools aufzeigen. Der «Stern» ist ein historisches Hotel mit Fokus auf Familien. In den Ferien ist das Haus voll, wenn die Schule angeht, leeren sich die Zimmer.

Pool Hotel Stern
Mit einem Pool kann René Föger (im Bild) das Hotel auch in der Zwischen- und Nebensaison auslasten. - zVg/Hotel Stern

«Mit einem Pool kann ich das Hotel auch in der Zwischen- und Nebensaison auslasten.» Das sei ihm immer klar gewesen. Aber was ist mit dem erhöhten Energie- und Wasserbedarf oder mit den Reinigungsmitteln, die nötig sind? Auch der Flächenverbrauch, der mit einem Spassbad einhergeht, bereitete Föger Bauchschmerzen.

Nun ist er lange genug im Geschäft, dass er weiss, an welchen Stellschrauben er drehen kann. Ein Mittel lautet beispielsweise: noch mehr vegetarische Gerichte anpreisen und verkaufen. Denn Gemüse hat eine deutlich bessere Wasser- und Ökobilanz als Schnitzel und Roulade.

Jährlicher Nachhaltigkeitsbericht

Jetzt, wo das Bad steht, lässt sich alles ausrechnen. Und Föger macht das auch. Er veröffentlicht alle drei Jahre einen Nachhaltigkeitsbericht, in dem er die Klimabilanz für sein Hotel zieht. Darin legt Föger die relevanten Daten und Fakten offen, erklärt das Handeln, zeigt, was geklappt hat und was nicht.

Da steht, wo und weshalb mehr Wasser oder Energie verbraucht wurde; aber auch, wie versucht wurde, das wieder zu kompensieren. Für den Pool gilt unter anderem: Föger deckt den Energiebedarf zu 100 Prozent aus regionalen und erneuerbaren Quellen.

Auch für das Thema Flächenverbrauch, der eigentlich mit dem Bau des Pools einhergegangen wäre, hat er eine «gute Lösung» gefunden. Der Hotelier hat den Pool unter die Erde gebaut. Und ökologisch hochwertige Wiesen- und Grünlandschaften obendrauf gesetzt, wo nun Blumen blühen und Bienen summen.

Kein Verzicht nötig

Föger denkt immer im Dreiklang. Eine Investition muss ökologisch korrekt sein, sich natürlich ökonomisch lohnen und letztlich auch einen positiven sozialen Effekt haben. Den hat Föger in Zusammenhang mit dem Schwimmbad lange nicht erkannt.

Dann ging ihm aber ein Licht auf: Durch die Wasserlandschaft schafft er einen Mehrwert für sein Personal. Und zwar wie folgt: Die Auslastung steigt, sein Haus wird zum Beispiel auch im März oder April für Gäste attraktiv(er).

Das sind jene Monate, in denen die Tiroler Tallagen nicht mehr besonders ziehen, weil sich der Winter verabschiedet hat. Und: «Mit Pool kommen auch Eltern von kleinen Kindern, die nicht von den Ferien abhängig sind.»

Zimmer Hotel Stern
Das Hotel Stern ist dank des Pools mittlerweile das ganze Jahr gut ausgelastet. - zVg/Hotel Stern

Unterm Strich bedeutet das für seine Mitarbeiter: Sie haben mit dem «Stern» nun einen Ganzjahres-Arbeitgeber. Sie müssen sich in den Wochen, in denen der «Stern» geschlossen hatte, nicht mehr arbeitslos melden. So wie es in der Branche immer noch gang und gäbe ist.

Bei alledem ist Föger kein Nachhaltigkeits-Apostel. Es liegt ihm fern, seine Gäste zu erziehen oder mit dem erhobenen Zeigefinger herumzulaufen. Er weiss, dass er sich damit ins eigene Fleisch schneiden würde. «Niemand gibt Geld für seine Ferien aus und will dann hören, dass er auf etwas verzichten soll.»

«Klimaspiel» als Renner

Dabei sei nachhaltiges Handeln gar kein Verzicht, sondern in den meisten Fällen nur eine Verhaltensänderung. Und die versucht Föger auch auf die lockere Art herbeizuführen.

Bereits 2010 hat er das «Klimaspiel» eingeführt. Bei der Ankunft bekommen die Gäste einen Flyer mit Vorschlägen, wie sie der Natur etwas Gutes tun können. Darunter einfache Ansagen wie: stets die Treppe nehmen oder das Duschtuch mehrfach verwenden.

Hotel Stern Tirol
Wer mit der Bahn anreist, der erhält im Hotel Stern fünf Prozent Nachlass auf den Zimmerpreis. - zVg/Hotel Stern

Man kann sich aber auch gegen Schokolade und Cola entscheiden, dafür Wasser trinken und frisches Obst essen. Es gibt zwei Dutzend Vorschläge. Wer die Sache durchhält, darf sich Sterne eintragen. Obwohl es keine direkte Belohnung gibt – das Hotel unterstützt dafür Klimaschutzprojekte – kommt das Klimaspiel laut Föger «supergut» an.

Als die zwei Mädchen mit den grossen Schwimmbrillen auftauchen und Föger am Rand des Pools sehen, erzählen sie stolz: «Wir haben uns ordentlich geduscht, bevor wir reingesprungen sind.» Föger reckt Zeigefinger und Daumen in die Höhe: «Gibt zwei Sterne beim Klimaspiel.»

Hintergrund: Waschen die Gäste ihre Haut gründlich ab, spart Föger bis zu 50 Prozent Chlor im Pool. «Die Umwelt sagt ‹Danke›», ruft der Hotelier und nickt zufrieden.

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