Wenn es in der Sauna nach Chili oder Pizza riecht
Die Angestellten der Silvretta Therme in Ischgl im Tirol können die Düfte selbst herstellen. Mit dazu mehr als 100 Ölen wird Saunen zum Wellness-Event.
Die Bässe von «Gangsta's Paradise» hämmern durch die Hitze. Der Ofen knackt, glüht, zischt und verströmt den Duft von Vetiver, das nach Erde, Holz und Rauch riecht. Die Nebelmaschine setzt ein, während Saunameister Dirk Garland das Handtuch schwingt.
Sauna ist heutzutage nicht mehr Sitzen und Schwitzen, sondern Event. Erst recht in der Silvretta Therme in Ischgl, nahe der Schweizer Grenze. Zwei Gebäude, vier Stockwerke, sechs Becken, sieben Schwitzstuben für knapp 80 Millionen Euro (gut 76 Millionen Schweizer Franken), um die wichtigsten Fakten zu nennen. Dazu Spa, Fitnessbereich, Physiotherapie, Restaurants.
Während Coolio das Finale seines Gangster-Songs anstimmt, tropft Zeremonienmeister Dirk Garland Rafintsara-Öl auf den Ofen. Duftnoten von Eukalyptus und Pfeffer steigen in die Nase. Mehr als 100 Öle haben er und seine acht Kollegen zur Verfügung, um die Gäste zu betören.
«Wir machen eigene Aroma-Schulungen, um zu lernen, was zusammenpasst.» Die Saunameister setzen sogar noch eins drauf, weil sie ihre eigenen Düfte mithilfe eines sogenannten Vakuum-Rotations-Verdampfers kreieren können.
Der Name ist komplex, das Verfahren auch. Um sich das ganz einfach vorzustellen: Oben gibt man Rosenblätter in die Maschine rein, unten kommt eine Flüssigkeit raus, die dann in der Sauna angewandt wird.
Kokos-Mango-Peeling im Dampfbad
Das funktioniert nicht nur mit pflanzlichem Material. Garland und seine Kollegen haben schon Schokolade oder Pizza verwendet. «Da gibt es keine Grenzen.»
Bei der Asia-Nacht hat die Sache selbst mit Chili funktioniert. «Hat niemandem in den Augen gebrannt.» Dirk Garland hat sich an diesem Abend dem Dampfbad gewidmet und Kokos-Mango-Peeling an die Gäste verteilt.
Das hat er heute nicht dabei, aber unser Dampfbad-Ritual beginnt mit Calcium, das mit Orange und Ingwer angereichert ist. Wir tragen es auf, die Haut wird richtig warm. Danach spült Dirk mit magnesiumhaltigem Wasser unsere Körper ab, ehe er uns ein Peelingsalz mit Bergamotte- und Minze-Noten reicht.
Zum Schluss streicht uns der Saunameister mit Birkenästen über Schulter, Nacken und Rücken. «Das ist ein Ritual aus Estland.»
Täglich 16 Anwendungen
16 Anwendungen, Aufgüsse und Rituale gibt es täglich in der Ischgler Therme, die von 10 bis 23 Uhr geöffnet hat. Der Startschuss fiel im Dezember 2022, als die Badeanstalt nach rund eineinhalb Jahren Bauzeit ihre Türen öffnete.
Sie bietet Platz für bis zu 600 Gäste im Bereich der Therme und 220 auf den Saunaebenen. «Das ist dann nicht überfüllt. Es fühlt sich noch jeder wohl», sagt Geschäftsführer Andreas Ramsauer.
Insgesamt sieben Wärmepumpen-Anlagen versorgen die Therme. Vier davon holen sich die Energie 300 Meter tief aus der Erde. Die anderen drei nutzen Grundwasser, dem Wärme entzogen wird. «Das ist die teure Variante, dafür aber nachhaltiger.»