Indian Summer im Engadin: Lärchengold und Zuckerberge

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Am 25.09.2024 - 11:32

Wieso für den Indian Summer nach Amerika oder Kanada reisen? Dieses farbenprächtige Naturphänomen zeigt sich auch im Engadin eindrücklich.

Val Trupchun Engadin
Das Val und die Alp Trupchun gehören insbesondere im Herbst zu den wildreichsten Orten im Nationalpark. - Engadin St. Moritz Tourismus/Federico Sette

Wenn die Tage kürzer und die Nächte kälter werden, ist es so weit. Als ob die Natur im Engadin noch einmal Gas geben möchte, zeigen sich die Laubbäume und Lärchen in prachtvollen Farben. Sie bringen den Indian Summer in die Schweiz. Wie erleuchtet erscheint das südliche Hochtal zu dieser Jahreszeit.

Ab Mitte Oktober kann man zuschauen, wie sich das Grün der Lärchen zunächst zu gelblich, dann fast zum Orange wechselt. Und als Krönung golden aufflammt. Dieser Vorgang kommt zustande, weil die Lärchen das Chlorophyll aus den Nadeln zurückziehen, um es im Winter im Stamm aufzubewahren.

Das Zusammenspiel der goldenen Lärchen mit silbernen Steinen, dem blauen Himmel, türkisfarbenen Seen und ersten schneebedeckten Bergspitzen ist ein Augenspektakel. Diesen speziellen Moment kann man am besten auf einer Wanderung, beim Birden oder auf einer Bike-Tour geniessen.

Silsersee

Den «Goldenen Herbst» kann man im Engadin eigentlich überall erleben. Besonders eindrücklich ist er am Silsersee. Und geradezu magisch auf der bewaldeten Halbinsel Chastè, die wie ein Finger ins Blau des Silsersees hinausragt. Kein Wunder, hat dieser Ort Dichter und Philosophen gleichermassen angezogen.

Indian Summer Engadin
Besonders eindrücklich erlebt man den Engadiner Indian Summer am Silsersee – und geradezu magisch auf der bewaldeten Halbinsel Chastè, die wie ein Finger ins Blau des Silsersees hinausragt. - Engadin St. Moritz Tourismus AG/Gian Andri Giovanoli

Ein wunderbares Bild: die weiss verzuckerten Bergspitzen, das tiefblaue Wasser des Sees und die goldenen Lärchen. Wenn diese dann ihre Nadeln abgeworfen haben, findet man mit etwas Glück die runden Silser Kugeln aus Lärchennadeln. Diese wurden durch die Wellenbewegungen am Ufer geformt.

Wer weniger Glück hat, kann sie in süsser Form bei der Bäckerei Grond mit drei Standorten im Engadin finden.

Maloja

Es flatterten nicht nur Schwalben (Randulins) durchs Bündner Hochtal, sondern noch eine ganze Reihe an weiteren Vögeln. Rund 110 verschiedene Arten sollen es sein. Weshalb das Engadin auch für «Birder», also Vogelbeobachter, ein Hotspot ist. Gerade im Herbst lohnt es sich, zu den Gletschermühlen in Maloja hochzugehen und dort die Zugvogelarten zu sichten.

Auch in Samedan rund um den Lej da Gravatscha gibt es eine grosse Vogelvielfalt und die höchste Brutdichte der Schweiz. Und wer Flussuferläufer, Flussregenpfeifer, Neuntöter oder Wendehals sehen will, wandert in Bever dem renaturierten Inn entlang. Der Vogelschutz Engadin führt regelmässig Exkursionen und auch Feldornithologiekurse durch.

Alp Trupchun

Es gibt noch weitere Gründe, im Herbst ins Oberengadin zu reisen. Im Nationalpark ist dann Hochsaison, wenn die laut röhrenden Hirsche um die Gunst der Hirschkühe buhlen.

Val Trupchun Engadin
Das Val und die Alp Trupchun gehören zu den wildreichsten Orten im Nationalpark. Hier bekommt man garantiert Hirsche, Gämsen und Steinböcke zu Gesicht. - Engadin St. Moritz Tourismus/Romano Salis

Am besten erleben kann man dieses Spektakel auf der Alp Trupchun. Diese erreicht man nach gut zwei Stunden Wanderung ab dem Parkplatz Prasüras bei S-chanf. Die Alp Trupchun gehört zu den wildreichsten Orten im Nationalpark. Hier bekommt man garantiert Hirsche, Gämsen und Steinböcke zu Gesicht.

Bernina Express

Die Unesco-prämierte Landschaft über den Berninapass lässt sich nicht nur mit dem legendären Zug der Rhätischen Bahn entdecken. Von Samedan aus führt auch der gleichnamige Mountainbike-Trail durch Lärchenwälder. Und vorbei an den Gletschern des Berninamassivs bis zur Passhöhe auf rund 2200 Metern über Meer.

Nach dem Lago Bianco lohnt es sich, auf der Alp Grüm eine Verpflegungspause einzulegen. Und dabei die Aussicht auf den Palü-Gletscher und in die Val Poschiavo zu geniessen.

Technisch anspruchsvoll und steil bergab geht es dann ins südliche Poschiavo. Die Rückfahrt nimmt man bequem mit der Rhätischen Bahn. Wer noch nicht genug hat, steigt beim Ospizio Bernina aus und geniesst die flowige Abfahrt hinunter nach Pontresina.

Corviglia

Die Corviglia oberhalb von St. Moritz ist ein wahrer Bike-Berg – und ausserdem ein echtes Surf-Paradies. Allerdings der anderen Art, denn man surft mit zwei Rädern über Stock und Stein. Vier Flow-Trails mit flüssig zu fahrenden Kurven, Mulden und Wellen warten hier auf abfahrtsbegeisterte Mountainbiker, die Erfahrung im Gelände mitbringen.

Corviglia Flow Trails
Vier Flow-Trails mit flüssig zu fahrenden Kurven, Mulden und Wellen warten auf der Corviglia auf abfahrtsbegeisterte Mountainbiker. - Engadin St. Moritz Tourismus/Filip Zuan

Ambitionierte absolvieren gleich alle vier Trails. Die tolle Aussicht auf die Seenlandschaft und die verfärbten Wälder hat man so oder so auf sicher.

Val Susauna

Etwas abseits der beliebtesten Bike-Routen bietet sich die Val Susauna bei Chapella für Enthusiasten an. Entlang der friedlich plätschernden Vallember nimmt man den Weg durch lichte Lärchenwälder und vorbei an satten Wiesen Richtung Scalettapass. Einst führte hier ein Säumerpfad vom Engadin in die Landschaft Davos vorbei.

Das erste Stück bis zur Alp Pignaint fährt man auf einer Naturstrasse, danach wird der Weg steiler und anspruchsvoller. Ab Punt dal Tschainger in Richtung Alp Funtauna, dem Endpunkt der Tour, kann man an den Berghängen noch Felsenkavernen entdecken. Diese wurden nach 1940 erbaut, um einem allfällig ins Engadin eindringenden Feind aufzulauern.

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