Wundersame Orte mit ungewöhnlichen Bauwerken in der Schweiz

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Am 07.02.2025 - 11:28

Diese neun Bauwerke stehen nicht unter den Top Ten der Schweizer Sehenswürdigkeiten, lohnen sich aber auf alle Fälle für einen Umweg.

Hagneck Kanal Aare
Der Hagneckkanal ist den meisten ein Begriff aus der Geografiestunde in der Schule. Gesehen haben ihn wohl die wenigsten. - Silvia Schaub

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch abseits der touristischen Pfade gibt es in der Schweiz bauliche Sehenswürdigkeiten.
  • 30 von ihnen wurde gar eine neue Broschüre gewidmet.
  • Wir stellen neun wundersame Orte in der Schweiz vor.

Was haben Schlieren, Le Lignon und Birsfelden gemeinsam? Sie liegen abseits der bekannten touristischen Pfade, bieten aber ein besonderes baukulturelles Erbe. Sie wurden deshalb ins ISOS, das Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung, aufgenommen.

30 davon wurden als «wundersame Orte» ausgewählt und in einer Broschüre (erhältlich für 12 Franken im Buchhandel) gewürdigt. Es gibt freilich noch viel mehr solche Orte, die sich für einen inspirierenden Ausflug eignen.

Wasserkraftwerk mit Schmetterlingsdach

Hans Hofmann baute Anfang der 1950er-Jahre diese filigrane und luftige Anlage bei Birsfelden. Damals hätte er wohl nicht gedacht, dass man heute noch über diesen Bau staunen würde. Das Kraftwerk mit der 120 Meter langen, verglasten Maschinenhalle und dem Schmetterlingsdach passt sich harmonisch in die Landschaft ein, ein wahres Meisterwerk.

Hydropower Birsfelden Wasserkraftwerk
Am besten besucht man das Wasserkraftwerk bei einer Wanderung dem Rhein entlang. - Schweiz Tourismus

Am besten besucht man den Bau bei einer Wanderung dem Rhein entlang. Und informiert sich an den Thementafeln oder bucht als Gruppe eine Führung. Im Sommer verpflegt man sich auf der wilden Kraftwerksinsel bei der Café-Bar La Strada.

Entzückende Brücken

Meist überquert man die Brücken beim St.Galler Quartier Bruggen entweder mit dem Zug oder dem Auto. Steht man einmal unten im Sittertal, staunt man nur noch über die fast 20 Bauwerke aus Holz, Stahl oder Beton.

Ganggelibrogg St. Gallen
Die Ganggelibrogg ist einer der höchsten Fussgängerstege Europas. - Silvia Schaub

Auf einem rund zweistündigen Rundweg lassen sich die Brücken aus dem 18. bis 20. Jahrhundert erwandern. Von der heute höchsten Eisenbahnbrücke, dem Sitterviadukt der Südostbahn mit seinem Fischbauchträger, bis zur Ganggelibrogg, einem der höchsten Fussgängerstege Europas.

Ein Stück Industriegeschichte

Einst war es das grösste Gaswerk der Schweiz. Seit 1972 wird in Schlieren jedoch kein Gas mehr produziert. Geblieben aber sind die Wahrzeichen des Ensembles: der imposante Wasserturm mit farbig glasierten Ziegeln und der 35 Meter hohe Gasometer.

Schlieren Gaswerk Wasserturm
Einst war das Gaswerk in Schlieren das grösste der Schweiz. - Schweiz Tourismus

Auch die einfachen Arbeiterhäuser sind immer noch da, wie auch die Direktorenvilla. Wer sich für die Industriegeschichte des Gaswerks interessiert, kann das «Gasi-Museum» in der «Kraftcentrale» besuchen. An den öffentlichen Betriebstagen, die viermal im Jahr stattfinden, wird auch die Dampfmaschine aus dem Jahr 1904 zum Schnaufen gebracht.

Kleinstadt im Zickzack

Knapp einen Kilometer lang ist dieses Wohnhaus und nicht zu übersehen, wenn man von Loëx aus über die Rhone schaut. Cité du Lignon heisst diese monumentale Wohnsiedlung bei Genf. Sie bietet in den 12- bis 16-stöckigen Scheibenhochhäusern für rund 6500 Menschen ein Zuhause.

Cité du Lignon
Die Cité du Lignon bietet in den 12- bis 16-stöckigen Scheibenhochhäusern für rund 6500 Menschen ein Zuhause. - Schweiz Tourismus

Die im Zickzack angeordneten Häuser wurden zwischen 1963 und 1971 errichtet, als in und um Genf grosse Wohnungsnot herrschte. Die Wanderung auf dem Sentier du Rhône führt von Loëx via die Cité in gut zwei Stunden bis nach Genf.

Stromerzeugung und Auenlandschaft

Der Hagneckkanal ist den meisten ein Begriff aus der Geografiestunde in der Schule. Gesehen haben ihn wohl die wenigsten. Die acht Kilometer lange Verbindung zwischen der Aare bei Aarberg und dem Bielersee wurde als Teil der ersten Juragewässerkorrektion gebaut. Schon zwischen 1875 und 1878.

Hagneck Kanal Aare
Der Hagneckkanal ist den meisten ein Begriff aus der Geografiestunde in der Schule. Gesehen haben ihn wohl die wenigsten. - Silvia Schaub

Bei der Mündung in den Bielersee errichtete man 1900 das Wasserkraftwerk Hagneck, welches die neun Meter Höhenunterschied zur Stromerzeugung nutzt. Seit 2015 steht dort ein neues Kraftwerk. Mit dem Neubau hat man das ganze Mündungsgebiet renaturiert. Der neu entstandene Auenwald ist ein Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung.

Kosthäuser am Fluss

Wer von Hagendorn bei Cham dem Flüsschen Lorze entlang wandert, dem stechen schon bald die herausgeputzten Arbeiterhäuser ins Auge. Es sind die sogenannten Kosthäuser der ehemaligen Spinnerei, das Turbinenhäuschen und die Fabrikantenvilla.

Hagendorn Fabrik Kosthäuser
Die sogenannten Kosthäuser der ehemaligen Spinnerei, das Turbinenhäuschen und die Fabrikantenvilla fallen sofort auf. - Schweiz Tourismus

Die Lorzenweid, wie das Industrieareal heisst, ist ein bedeutender Zeuge der Zuger Industrialisierung und das ganze Fabrikensemble bestens erhalten. Wandert man weiter, kommt man an der Papierfabrik vorbei. Und gelangt schliesslich zum Hirsgarten direkt am Zugersee, wo man ein erfrischendes Bad im See nehmen kann.

Urban im Wald

Wer sich für Siedlungsarchitektur interessiert, sollte sich unbedingt Halen in Herrenschwanden im Norden von Bern anschauen. Die Siedlung mit fast 80 Betonreihenhäusern liegt mitten in einer Waldlichtung und bildet auf ihre Weise ein eigenes kleines Dorf.

Siedlung Halen Bern
Sie Siedlung Halen wurde in den 1950er-Jahren vom Architekturbüro Atelier 5 als Antwort auf die strukturlosen Ortserweiterungen jener Zeit gebaut. - Schweiz Tourismus

Sie wurde in den 1950er-Jahren vom Architekturbüro Atelier 5 gebaut, als Antwort auf die strukturlosen Ortserweiterungen jener Zeit. Als Inspiration sollen Le Corbusier und die Berner Altstadt gedient haben. Mittlerweile ist die Überbauung ein Kulturgut von nationaler Bedeutung. Vom Beton ist nicht mehr allzu viel zu sehen, dank der üppig wuchernden Gärten.

Königin der Staudämme

Sie gilt als die Königin der Schweizer Staudämme: die Grande Dixence auf 2364 Metern Höhe im Wallis. Schliesslich ist sie mit 285 Metern Höhe auch die höchste Gewichtsstaumauer der Welt, produziert jährlich rund 2 Milliarden Kilowattstunden und trägt 20 Prozent zur Speicherenergie der Schweiz bei.

Grand Dixence Staumauer
Die Grande Dixence auf 2364 Metern Höhe gilt als Königin der Schweizer Staumauern. - zVg/Visite Grand Dixence

Schon sehr eindrücklich, wenn man davor steht. Dank einer Seilbahn kann man aber auch auf dieses Bauwerk hinauffahren. Und dann beginnt der Nervenkitzel erst recht – dann nämlich, wenn man über die Staumauer läuft. Für Interessierte gibt es auch Führungen ins Innere der Staumauer.

Und wer etwas länger bleiben will, checkt im Hotel du Barrage am Fuss der Mauer ein (nur im Sommer geöffnet).

Kirche oder Amphitheater?

Wer auf den Monte Tamaro bei Rivera wandert (oder fährt), wird dies in erster Linie der Aussicht wegen tun. Dabei gibt es ganz nebenbei auch noch ein architektonisches Meisterwerk zu entdecken: die Kirche Santa Maria degli Angeli.

Doch das Gotteshaus sieht auf den ersten Blick eher aus wie eine Festung oder ein Amphitheater oder gar eine Startrampe. Man muss sich dem Bau von Mario Botta unterhalb der Alp Foppa aus rötlichem Prophyr und Beton sachte nähern.

Und schon bald merkt man, dass die mächtige Steinfestung auf dem Bergsporn mehr als ein Meditationsraum ist. Und dass er die Möglichkeit bietet, die umgebende Landschaft ganz neu zu interpretieren.

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