Nostalgische Seilbahnen: Mit der fliegenden Kiste zum Wanderweg
Die nostalgischen Innerschweizer Büirä-Bähnli bieten nicht nur ein unvergessliches Erlebnis, sondern führen auch zu atemberaubenden Wanderwegen.
«Voore zwäi, hindä zwäi, und s Tiirli züä!» Wer mit einem ursprünglichen Büirä-Bähnli unterwegs ist, schwebt auf eine Weise hoch in die Berge, die authentischer nicht sein könnte.
Die kleinen Luftseilbahnen sind zwar winzig, aber genügen für das, was die Bauern und Älplerinnen brauchen: hoch- und runterfahren und vielleicht eine Milchkanne, ein Fuder Zaunpfähle oder einen Sack Kartoffeln mitnehmen. Und mehr Spass als die grossen Bahnen mit all ihrer Dreh- und Cabriotechnik macht es alleweil.
Das Mekka für diese Büirä-Bähnli ist klar die Innerschweiz. Hier sind sie nicht nur Gebrauchs- und wertvolles Kulturgut, sondern auch eine touristische Attraktion. Bedient werden sie von den Bauersleuten, die an der Tal- oder Bergstation bauern und auf ihr Bähnli angewiesen sind.
Hier kommen fünf der schönsten alten Büirä-Bähnli, komplett mit einer lohnenden Wanderung.
Wanderparadies im Schächental
Dieses Urner Büirä-Bähnli befindet sich mitten in einem fantastischen Wandergebiet im hinteren Schächental, kurz vor dem Klausenpass. Auf dieser Wanderung gibt es so viel Schönes, man möchte aus den zweieinhalb Stunden Wanderzeit am liebsten einen Tag machen.
Anfänglich geht's dem wilden Vorder Schächen-Bach entlang. Mit dem Büirä-Bähnli hoch auf die Oberalp mit ihren drei Seelein und schliesslich durch eine fantastische Landschaft zum Klausenpass. Dazu gibt es noch drei Restaurants oder Alpbeizli am Weg. Und in der Höhe fantastische Blicke auf das Schärhorn und die Schächentaler Windgällen.
Die Wanderung: Bei der Bushaltestelle Unterschächen, Ribi, dem Talboden entlang zur Talstation bei Äsch. Mit der Luftseilbahn hoch und oben via Alpbeizli Chammli auf den Klausenpass (Bushaltestelle). 7,5 Kiolmeter, 470 Meter Aufstieg, 200 Meter Abstieg, 2,5 Stunden, Schwierigkeit T2.
Doppelbähnli in Engelberg
Warum einmal, wenn es auch im Zweierpack geht? Bei Grafenort gibt es dazu die beiden Bähnli von Mettlen über Rugisbalm hoch nach Eggen. Gesteuert werden sie von der Mittelstation Rugisbalm aus von Toni Töngi, der hier seinen Hof bewirtschaftet, oder von seiner Mutter.
Speziell: Die Gondel ist vorne und auch hinten am Tragseil aufgehängt. So neigt sie sich zusammen mit dem Tragseil – und bewegt sich bei gewissen Masten stark. Besonders bauchkribbelnd ist dies, wenn man mit der Bahn talwärts fährt.
Die Wanderung ist mit viereinhalb Stunden eher lang, bietet aber viele prächtige Ausblicke in die Bergwelt um Engelberg.
Die Wanderung: Von der Bahnstation Grafenort nach Mettlen.
Mit den beiden Bähnchen hoch nach Eggen und nun via Hüethütte / Lutersee zum Bahnhof Engelberg. 10,7 Kilometer, 500 Meter Aufstieg, 880 Meter Abstieg, circa 4,5 Stunden, Schwierigkeit T2.
Cabrio ins Blumenparadies
Wie das Äsch-Oberalp-Bähnli ist auch dieses von der alten, luftigen Sorte ohne Kabine. Man setzt sich auf eine der beiden Holzbänke, schliesst das Türchen neben dem Knie, und los geht’s.
Mit Fahrtwind und freiem Blick auf die Berge und tief hinab auf die Baumwipfel. Für Naturfreunde ist das Gebiet Chilcherberge – Wasserplatten (UR) ein Paradies. Die mageren Wiesen werden schonend bewirtschaftet und haben dank ihres Reichtums an Blumen und Insekten schon die Urner Wiesenmeisterschaft gewonnen.
Der Weg nach Golzern führt dann durch viel Wald – ideal an einem heissen Tag. Wer Lust hat, wandert von Golzern weiter via Golzerensee (Bademöglichkeit) und P. 1165 zur Talstation Golzern (plus zwei Stunden).
Die Wanderung: Von Silenen, Dägerlohn zur Talstation, mit dem Chilcherberg-Bähnli hoch und nach Golzern (Bergstation). 5,1 Kilometer, 440 Meter Aufstieg, 210 Meter Abstieg, circa zwei Stunden, Schwierigkeit T2.
Zum Toggenburger Höhenweg
Buirä-Bähnli gibt es nicht nur in der Innerschweiz. Dieses kleine Bähnchen führt von Starkenbach im Toggenburg (SG) hoch auf die Alp Selun. Wie das Chilcherberge-Bähnli ist es von der offenen, luftigen Bauweise, und manchmal fahren grad noch einige Milchkannen angebunden mit.
Die Alp Selun liegt wunderschön auf einem langgezogenen Plateau auf der Nordseite der Churfirsten und ist Ausgangspunkt für diverse Wanderungen. Wer Lust auf einen Gipfel hat, ersteigt gleich den Selun. Eine Alternative ist der Toggenburger Höhenweg, auf dem man beispielsweise bis nach Arvenbüel ob Amden wandern kann.
Die Wanderung: Von Starkenbach zur Talstation. Mit der Seilbahn hoch und nun via Ochsenhütte und Alp Looch nach Arvenbüel, Arven.
9 Kilometer, 400 Meter Aufstieg, 710 Meter Abstieg, etwa drei Stunden, Schwierigkeit T2.
Im «Schiffli» schweben
Oberrickenbach (NW) ist so etwas wie das Mekka der Innerschweizer Kleinbahnen. Auf einer Strecke von kaum zwei Kilometern im Tal starten nicht weniger als 14 Luftseilbahnen. In alle Richtungen, zu den Alpen und auch zum Bannalpsee.
Zwei Sektionen von Kleinbahnen, eine mit geschlossener Kabine und eine im offenen «Niederberger Schiffli»-Stil, führen von Oberrickenbach nach Sinsgäu. Betreut wird man hier in der Regel von Josef Durrer, der hier aufgewachsen ist und hier zeitlebens als Bauer arbeitete.
Wem die Wanderung nach Gitschenen zu kurz ist, der überschreitet einfach den Brisen. Das ist dann eine deutlich luftigere Wanderung von etwa vier Stunden.
Die Wanderung: Von der Bergstation Sinsgäu über den Schonegg-Pass nach Gitschenen (Seilbahn ins Tal). 5,5 Kilometer, 320 Meter Aufstieg, 410 Meter Abstieg, circa zwei Stunden, Schwierigkeit T2.